Maßwerk

Zunächst soll der Begriff Maßwerk genauer geklärt werden. Günther Binding schreibt in seinem Buch "Maßwerk":

"Das Maßwerk, d. h. das gemessene Werk, ist ein ausschließlich aus exakten Kreisbogen geometrisch konstruiertes Element der Unterteilung des über der Kämpferlinie gelegenen Bogenfeldes (Couronnement) von gotischen Fenstern" (Binding [1989] S. 12)

Wenn man diese Definition liest, liegt es nahe, eine Rekonstruktion von Maßwerkfenstern zu versuchen.

Betrachten wir dazu zunächst einmal das erste Maßwerkfenster, das in der von 1211 bis 1221 erbauten Kathedrale Notre-Dame in Reims auftaucht. Es interessiert hier zunächst nur das Gerüst des Fensters. Die Ausgestaltungsmöglichkeiten des Kreises werden später behandelt.

Abb. 4: Fenster der Kathedrale Notre-Dame in Reims.
linke Abbildung aus Binding [1989] S. 46; rechts: Rekonstruktion mit Cinderella

Wie funktioniert diese Rekonstruktion? Das gegebene, lila gefärbte Spitzbogenfenster enthält einen Kreis, dessen Mittelpunkt in der Mitte zwischen den beiden Kämpferpunkten liegt. Um nun die beiden von unten berührenden Spitzbögen zu konstruieren, muss man deren Kämpferlinien finden. Sie bilden die Grundseite eines gleichseitigen Dreiecks, dessen Spitze der Mittelpunkt des Kreises ist. Dieses gleichseitige Dreieck lässt sich einfach konstruieren und daraus dann die Spitzbögen.

Diese Form ist eine der grundlegenden Formen des Aufbaus von gotischen Kirchenfenstern. Sie wurde später immer wieder variiert. Eine einfache Möglichkeit der Variation ist es, die Größe des Kreises zu verändern. Er soll aber natürlich weiterhin sowohl den äußeren als auch die inneren Spitzbögen berühren. Folgendes Applet verdeutlicht die Konstruktion.

Cinderella-Applet 2: Kirchenfenster mit Variabler Kreis-Größe

Diese Fenster lassen sich also sehr leicht nachkonstruieren. Im Folgenden wird ein weiteres Fenster betrachtet und untersucht, ob und wie es sich rekonstruieren lässt.

Weitere Rekonstruktionen