Kirchenfenster im Mathematikunterricht

In diesem eher theoretischen Kapitel soll geklärt werden, warum und wie die gotischen Kirchenfenster in der Schule einzusetzen sind.

Dazu werden hier erst einmal die Lernziele dargestellt. Anschließend wird dargestellt, in welcher Weise das Anwendungsfeld gotische Kirchenfenster in der Schule behandelt werden kann. Zum Schluss wird noch aufgelistet, in welchen Lehrplänen das Thema erwähnt wird.

Was lässt sich an den gotischen Kirchenfenstern lernen?

Die folgenden Lernziele sind nach Weinert in 3 Kategorien geordnet. Er beschreibt in seinem Artikel "Die fünf Irrtümer der Schulreformer" drei Zielvorgaben für guten Unterricht:

1. Vermittlung intelligenten Wissens

Will man etwas lernen, braucht man eine solide Basis von Vorwissen, um die neuen Informationen verarbeiten und aufnehmen zu können. Das Fehlen eines solchen Wissensvorrates lässt sich weder durch besondere Anstrengung noch durch hohe Intelligenz ausreichend ausgleichen. Intelligentes Wissen ist aber nicht eine Anhäufung auswendig gelernter isolierter Fakten, sondern ein "wohlorganisiertes, eng vernetztes System von flexibel nutzbaren Kenntnissen, Fertigkeiten und Kompetenzen" (Weinert [1999], S. 33). Voraussetzung für den Erwerb von intelligentem Wissen ist ein "sachlogisch organisiertes, inhaltsspezifisches Lernen" (ibid., S. 33).

Hiermit sollen neue Informationen in vorhandenes Wissen integriert werden. Die beste Lernstrategie dafür ist nach Weinert die „direkte Instruktion“ (Weinert [1999], S. 33). Diese wird oft fälschlicherweise mit dem zu recht kritisierten Frontalunterricht verwechselt. Bei der direkten Instruktion ist der Unterricht zwar vom Lehrer gesteuert, aber trotzdem schülerzentriert. Der Lehrer legt unter Berücksichtigung der Vorkenntnisse der Schüler Lernziele fest. Den Lernprozess führt er, indem er Fragen stellt, organisiert, strukturiert, kontrolliert, korrigiert und die Lernfortschritte evaluiert.

Folgende Themen gehören zum intelligenten Wissen:

2. Erwerb von Handlungskompetenzen

Lernen die Schüler in der Schule wirklich für das Leben und nehmen hier etwas mit, das sie später noch gebrauchen können, oder lernen sie doch nur, um gute Noten zu bekommen? Wissenschaftlich erwiesen ist, dass systematisch erworbenes Wissen nicht automatisch zu lebenspraktisch nutzbaren Kompetenzen führt (vgl. Weinert [1999]). Dies lässt sich auch durch das Einstreuen von einigen Anwendungs- und Übungsbeispielen nicht verbessern. Um den Schülern ein „handlungsorientiertes Wissenssystem“ (ibid., S. 34) zu vermitteln, sind „eigene Lernprozesse erforderlich, die unter lebensnahen Bedingungen stattfinden müssen“ (ibid., S. 34). Um das zu erreichen, ist ein angeleiteter Projektunterricht das geeignete Mittel.

Folgende Handlungskompetenzen lassen sich hier erwerben:

3. Erwerb metakognitiver Kompetenzen (Metakompetenzen)

Hier geht es um das Stichwort „Lernen lernen“. Metakompetenzen sind nach Weinert,

Wissen über das eigene Wissen und seine zweckmäßige Nutzung bezeichnet man als Metawissen oder Metakompetenz. Dieses Wissen erwirbt jeder Mensch in beschränktem Maße automatisch im Laufe seines Lebens. Dieser automatische Erwerb von Metakompetenz ist natürlich mehr oder weniger defizitär. Er erfordert also eigentlich eine gezielte schulische Förderung. Die Realisierung ist aber schwierig, da es an empirisch bewährten psychologischen Theorien und praktisch erprobten didaktischen Modellen dazu mangelt. Offenkundig ist aber, dass die Grundlage für den Erwerb metakognitiver Kompetenzen „angeleitete und reflektierte Erfahrungen mit dem eigenen Lernen“ (Weinert [1999], S. 34) sind. Am besten gestaltet sich das bei selbstständigem Lernen, freier geistiger Tätigkeit und in Gruppenarbeit.

Folgende Metakompetenz lässt sich bei gotischen Kirchenfenstern erlernen:

Diese Lernziele lassen sich nun zum Beispiel in die Allgemeinbildungskriterien nach Winter [1995] oder in die Aspekte des Geometrieunterrichts nach Holland [1988] einordnen.

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